03.12.2021
Mit Tuning zum Traumauto
„Pimp my Ride“, „Need for Speed“, „Fast & Furious“: Fast jeder ist mit den einschlägigen Medien der Popkultur groß geworden, die das Autorennen und Tuning nicht nur in einen Topf wirft, sondern überzogen schnelles Fahren auch als Maß der Coolness angibt. Das Ergebnis: 2020 fanden etwa 5.200 illegale Autorennen statt, die Dunkelziffer liegt bei dem Dreifachen. Dabei sind es oft nicht die Raser selbst, die zu Tode kommen, sondern unschuldige Verkehrsteilnehmende, deren Angehörige noch Jahre später an den Geschehnissen leiden. Mit dem Projekt „It’s tuning, not racing“ setzen sich Lukas Zecher und sein Team seit 2019 für legales Tuning und gegen illegale Straßenrennen ein – und das mit beeindruckenden Kurzfilmen, Musikvideos und Shows. Wir haben mit ihm gesprochen.
Wie kamen Sie dazu, Filme wie „Das erste Rennen“ zu drehen, um auf das Thema illegale Straßenrennen aufmerksam zu machen?
Ich habe zu dem Zeitpunkt hauptberuflich Filme gemacht. Das Thema der illegalen Straßenrennen hat mich bereits seit ich 16 war immer wieder beschäftigt. So habe ich mich gefragt, was man tun könnte, um dadurch entstehende Unfälle zu verhindern. Gerade als ich selbst den Führerschein gemacht habe, habe ich mitgekriegt, dass um mich herum Leute genau deswegen zu Tode gekommen sind – nicht nur die Fahrer, sondern die Passanten und andere Verkehrsteilnehmer. Filme kommen gut bei den jungen Erwachsenen an, die die Hauptzielgruppe derartiger Straftaten sind.
Inwiefern unterscheiden sich Tuner von Rasern und Posern?
Es finden regelmäßig Tuningtreffen statt, denn der Austausch zwischen den Fahrern ist wichtig: Beim Tuning geht es hauptsächlich um die Individualisierung des Traumautos. Man trifft sich, fährt gemeinsam rum und will etwas erleben, tauscht sich über technische Sachen aus und schraubt gemeinsam. Die Tuningszene ist sehr vernetzt über Social Media, so finden Treffen statt. Das hat nichts mit dem typischen Posing und Rasen zu tun – vor allem nicht mit dem Rasen. Ein Tuner steckt jahrelang Arbeit in sein Auto und wird das nicht für ein kurzes Rennen von fünf Minuten riskieren. Ein Teilnehmer unseres Showformats hat es letztens so bezeichnet: „Ich muss weder rasen, noch posen. Ich fahre ein einziges Mal langsam durch die Stadt. Langsam werde ich viel länger gesehen und posen muss ich sowieso nicht, denn mein Auto ist auffällig genug.“ Und das beschreibt die Mentalität eines Tuners ganz gut.
Wo ist die Grenze zwischen dem legalen und illegalen Tuning?
Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Die Verkehrssicherheit steht an erster Stelle, deshalb sind manche Fahrzeuge auch nur für Showzwecke geeignet, andere wiederum straßentauglich. Mit dem Format DreamBuilds stellen wir fertige Autos vor, wo man genau gucken kann, was legal ist. Mit Legal Streets, einem Format, das Anfang 2022 beginnt, wollen wir vor allem eine Step-by-Step-Anleitung geben, wie man legal tunen kann. Wir fangen mit den typischen Anfängerthemen an, wie z.B. einer legalen Felge. Was muss man beachten, was muss eine Felge aushalten können? Was an einem Auto erlaubt ist, kann an einem anderen Modell illegal sein, weil die Struktur zu sehr verändert wird. Es ist wichtig, sich vorher zu informieren, was legal ist und sich mit dem TÜV und der Dekra vor Ort abzusprechen, sodass man kein Geld ausgibt und nachher feststellt, dass es nicht geht. Das Fahrzeug muss verkehrssicher sein, egal wie brachial es aussieht.
Kommt es bei getunten Fahrzeugen vermehrt zu Polizeikontrollen?
Vor drei, vier Jahren hat die Polizei alles kontrolliert, was auf vier Rädern unterwegs war und brachial aussah. Inzwischen hat die Polizei allerdings verstanden, dass es einen ganz klaren Unterschied zwischen Tunern, Posern und Rasern gibt. Das ist nicht überall durchgedrungen, aber wir werben dafür. Deshalb auch „It’s tuning, not racing“. Es sind Tuner und keine Raser, das sind zwei völlig verschiedene Bereiche. Wir merken als Projekt, dass es gerade bei Treffen verstärkt Kontrollen gibt. Da bauen sich die Polizisten teilweise mit mehreren Fahrzeugen auf und winken alles raus, was brachial aussieht. Wir werben dafür, wenn man als Tuner weiß, dass man alles eingetragen hat, einfach freundlich zu sein in der Kontrolle, dann beruht das auf Gegenseitigkeit und vereinfacht vieles. Die Kontrollen in dem Bereich bekämpfen das Problem der illegalen Straßenrennen nicht. Die Raser befinden sich an ganz anderen Stellen.
Bekommen Sie Unterstützung für Ihr Projekt?
Wir waren im Gespräch mit dem Innenministerium NRW und haben dort eine Absage bekommen, da es ein nicht förderungswürdiges Projekt sei. Wir standen auch im Kontakt mit dem BMVI und waren in Berlin eingeladen. Dort sagte man uns, wir seien nicht förderungsfähig, weil sie schon ein ähnliches Projekt hätten. Trotz unserer Ansätze und unserer berechtigten Kritiken an Gesetzgebungen, Herangehensweisen und Kommunikation ist unser Projekt nicht förderwürdig. Ich glaube, sie haben noch nicht realisiert, was da passiert. Wir haben zwar eine sinkende Unfallrate und sinkende Verkehrstote allgemein, aber im Bereich Straßenrennen und Raserei ist die Entwicklung völlig konträr. Wir können das Problem nicht mit Verkehrssicherheitssystemen wie Abstandwarnern und automatischen Bremsassistenten lösen, sondern müssen psychologisch anfangen – vor allem bei der Hauptrisikogruppe im Alter von 16 bis 25 Jahren, sodass es gar nicht zum Rennen kommt.
Was könnten z.B. Reifen- und Felgenhändler tun, um Ihre Mission zu unterstützen?
Es wäre super, offen damit umzugehen, was legal und nicht legal ist. Gerade bei jungen Leuten sollte nachgefragt werden, ob die gewünschte Rad-Reifen-Kombination eingetragen oder eintragungsfähig ist. Die meisten Leute machen sich darum keinen Kopf. Man sollte nachfragen, wenn jemand eine Felge mit ET 25 oder 30 hat, wie das denn legal genutzt werden darf. Die Felgen- und Reifenhersteller könnten bereits dafür sorgen, dass die Message gegen illegale Rennen verbreitet wird. Like it, share it, live it. Man kann die Leute für die Individualisierung des Autos begeistern, sie aber in eine legale Richtung treiben.
Wie schaffen Sie Grundlagenwissen in Sachen Tuning?
Das Anfängerthema ist in der Tuningszene als FFF-Tuning bekannt: Felgen, Folien, Fahrwerk. Felgen in Kombination mit Reifen sind typische Anfängersachen. Wir wollen mit dem Projekt Legal Streets ein technisches Grundwissen schaffen: Wie funktioniert eine Felge, wie funktioniert ein Reifen? Wir wollen auch bewusst über neue Mobilität aufklären, weil man nur mit gesundem Grundwissen Alternativen ohne Verbote schaffen kann.
Wie sind Ihre Formate erreichbar?
Aktuell sind alle unsere Formate auf Youtube verfügbar, denn Bildung muss meiner Meinung nach kostenlos sein, gerade auch in diesem Bereich. Die Leute, die wir erreichen wollen, verdienen noch kein eigenes Geld. Es muss Entertainment und kostenlos sein.
Was steht neben Legal Streets in der Zukunft an?
Wir wollen ein Projekt starten mit unserem Projektmanager Sven, der seit Jahren verschiedenste Autos sehr auffällig tuned. Er will jetzt ein Auto als extremen Komplettumbau tunen. Da dachte ich mir, lass uns das begleiten und zeigen, wie so etwas aussehen kann. Wir arbeiten dabei mit der Dekra zusammen und zeigen auch, wie deren Arbeit funktioniert. Die Komplexität der Prüfertätigkeit zu zeigen, ist ganz wichtig, um mehr Verständnis zu generieren und zu lernen, dass manche Sachen definitiv nicht möglich sind oder möglich, wenn man sich abspricht. Wir wollen ein Auto bauen, was extrem ist und auf einer Rennstrecke funktioniert, aber auch straßenlegal ist. Man soll sich da austoben, wo es erlaubt ist – zum Beispiel auf einer Rennstrecke. Wir arbeiten deshalb mit NC2 Racing zusammen. Sie bieten für jeden, der Lust hat, eine Rennlizenz an. Damit darf man auf verschiedensten Veranstaltungen ganz legal mitfahren. Wir wollen zeigen, wie das funktioniert und wie einfach der Einstieg ist.
Passgenaue Felgen
Mit unserer dreistufigen Passgarantie findest du übrigens ganz einfach zugelassene Felgen für das entsprechende Fahrzeug.
Ideal für Tuningfahrzeuge: der Felgomat
Mit dem Felgomat kannst du schon vor Kaufabschluss sehen, wie eine bestimmte Felge am eigenen Fahrzeug aussieht. Einfach Auto fotografieren und hochladen. Das vermittelt einen realistischen Eindruck und ist besonders bei modifizierten Fahrzeugen und Sondereditionen ein Vorteil.